die letzte Schicht

Giesecke & Devrient: Abschied von Louisenthal

 

Der 31. Oktober 2006 ist der letzte Arbeitstag im Kartenkörperwerk Giesecke & Devrient Louisenthal, das nach Nitra in der Slowakei verlagert wird. 235

Arbeitsplätze* in der Region am Tegernsee kostet die Entscheidung der Eigentümer des Geld- und Kartenkonzerns, die Produktion ins Ausland zu verlagern.

 

Vor bald einem Jahr trat die Belegschaft in unbefristeten Streik für einen Sozialtarifvertrag. Er wurde nach knapp vier Wochen beendet, nachdem der Betriebsrat mit der Geschäftsführung in einer Einigungsstelle einen für die Mehrheit der Streikenden akzeptablen Sozialplan ausverhandelt hatte. Trotz der darin vorgesehenen relativ hohen Abfindungen war jedoch angesichts der Arbeitslosigkeit für die meisten die Weiterbeschäftigung bei Giesecke & Devrient München oder bei der Papierfabrik Louisenthal, die zum G&D-Konzern gehört, wichtiger. Vor dem Hintergrund massenhafter Kündigungs-schutzklagen gelang es in zähen Verhandlungen zwischen Betriebsrat und Arbeitgeber, für gut die Hälfte der betroffenen Beschäftigten eine Weiterbeschäftigung an einem anderen Arbeitsplatz im G&D-Konzern sicherzustellen.

 

Derzeit sind jedoch noch 50 Kündigungsschutzklagen anhängig, d.h. die Auseinandersetzung über Weiterbeschäftigungsmöglichkeiten geht weiter.

"Früher hieß es in Stellenanzeigen von G&D: ,Arbeiten, wo andere Urlaub machen', jetzt werden viele arbeitslos, wo andere Urlaub machen - da lassen wir nicht nach", sagt der freigestellte Betriebsrat am Standort Louisenthal, Peter Stark.

 

In den vergangenen Monaten war eine der größten Belastungen für die Beschäftigten, dass sie Arbeitnehmer aus der Slowakei anlernen sollten. "Es ist sicher eine schwere Sache, jemanden für die Tätigkeit ausbilden zu müssen, die einem selbst weggenommen wird, aber die Beschäftigten haben dafür richtigerweise nicht den Slowaken die Schuld gegeben, sondern der Geschäftsführung. Sie wünschen sich, dass die slowakischen Arbeiter und Arbeiterinnen in Nitra eine effektive Interessenvertretung aufbauen", sagt Sabine Pustet, zuständige Sekretärin der Gewerkschaft ver.di.

 

Zum gemeinsamen Abschied vom Werk wollen die Beschäftigten am letzten Arbeitstag nach Ende der Frühschicht (14 Uhr) vor dem Werkstor zusammenkommen und auch ihrem Protest über die Schließung noch mal Ausdruck verleihen.

*) Anmerkung zur Zahl 235: Entgegen anders lautender Veröffentlichungen der Geschäftsführung vor einem Jahr war dies die Zahl aller Beschäftigten bei G&D Louisenthal, inklusive rund 30 befristet Beschäftigter.

 

Hier ein paar Bilder

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